Unser Patenschaftsprojekt.

Der bedürftigste Kindergarten von CDS befindet sich im so genannten Plastic Slum. Die Menschen dort verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit dem einsammeln von Plastikabfällen. Der Verdienst einer ganzen Familie liegt bei etwa 30 Rps täglich (ca. 0,60 €). Während der Regenzeit fällt der Verdienst für die Familien teilweise ganz aus, weil die Plastikabfälle vom Wasser bedeckt sind und fortgeschwemmt werden, was manchmal zur Folge hat, dass ganze Familien wochenlang nichts zu essen haben. In dieser Zeit sind die Slum-Familien darauf angewiesen, dass sie von der Kirche oder gemeinnützigen Organisationen mit etwas Nahrung versorgt werden. Für Rücklagen im Krankheitsfall oder Sonstiges bleibt bei dem knappen Tageseinkommen kein Geld übrig.

 

Daher hat CDS das Patenschaftsprojekt „Familien helfen Familien” ins Leben gerufen. Ziel ist es, Slum-Familien mit einem Darlehen in Höhe von jeweils 200 € den Beginn einer kleinen selbständigen Tätigkeit zu ermöglichen. Mit dem Geld soll z.B. ein Handkarren angeschafft, erste Waren gekauft, der Familie zu Beginn Hilfestellung gegeben und ein Unterstellplatz für die Handkarre gemietet werden.

 

Dieses Darlehen soll innerhalb von etwa 24 Monaten zurückgezahlt werden, um danach weitere Familien in die Selbständigkeit zu führen. Auf dieser Internetseite wird in regelmäßigen Abständen über die Entwicklung dieser Familien berichtet werden. Spender, die dieses Projekt unterstützen wollen, erhalten regelmäßige Berichte über ihre Patenfamilie und werden wir auf Wunsch auch gerne namentlich auf unserer Internetseite erwähnt.

 

Das Patenschaftsprojekt ist am 20. Juli 2005 gestartet. Es sind derzeit 23 Dalit-Familien aus dem Plastikslum und Handwerkerslum und ihre Sponsoren beteiligt, die vorwiegend aus Deutschland stammen.

 

Wenn auch Sie eine Patenschaft übernehmen und mit einem einmaligen Beitrag von 200€ die Lebensverhältnisse einer Slumfamilie nachhaltig verbessern möchten, dann melden Sie sich bitte bei Familie Eckert. Sie können selbst entscheiden, wie intensiv Sie in die Zukunft ihrer Patenschaftsfamilie involviert werden möchten. Des Weiteren ist Ihnen die Erwähnung auf unserer Homepage frei gestellt. Auch „stille” Sponsoren sind stets willkommen.

 

Über eine Plastiksammler-Familie, die im „Plastik-Slum“ in Anand lebt.

Am 24. Januar 2005 haben wir den „Plastic Slum“ in Anand besucht, wo sich einer unserer fünf Kindergärten befindet. Während des Nachmittagprogramms ist uns aufgefallen, dass eines der Kinder eine schmerzende, offene Wunde an ihrem rechten Bein hatte. Bevor wir den Slum verließen, baten wir unseren indischen Projekt-Koordinator Manoj, sich um das Mädchen und ihre Verletzung zu kümmern.

Zwei Tage später sind wir in den Slum zurückgekehrt und waren glücklich zu sehen, dass der örtliche Kindergarten-Lehrer das Bein verbunden hatte. Am 6. Februar 2005 haben wir Rekhas Familie gesprochen, um uns ein Bild davon machen zu können, wir ihr Alltag aussieht. Wir luden sie zu Manoj nach Hause ein.

 

Minaben (Mukeshs Schwester),

Sonal (Minabens Tochter),

Lilaben (Großmutter),

Mukesh (Vater),

Jashiben (Mutter),

Rekha (Tochter),

Sanjay (Rekhas Bruder),

Mukesh lebt mit seiner Frau Jashiben, ihrem siebenjährigen Sohn Sanjay und ihrer dreijährigen Tochter Rekha im „Plastik-Slum“ von Anand. Sie wohnen gemeinsam mit sechs weiteren Familienmitgliedern in einer einfachen Hütte. Zur Familie gehören ebenfalls die Großmutter Lilaben, MukeshŽs Schwester Minaben und deren Baby Sonal, der gerade erst 5 Monate alt ist. Auch der Bruder von Mukesh lebt mit seiner Frau und ihrem Kind im gleichen Raum, der insgesamt ca. 4 Meter lang und 3 Meter breit ist. Sie wissen weder, wann sie Geburtstag haben, noch wie alt sie selber und die Kinder sind, denn im Slum kümmert das niemanden. Sie haben kein Geld und keine Veranlassung, ihre Geburtstage zu feiern. Mukesh scheint ca. 25 - 28 Jahre alt zu sein, seine Frau Jashiben ein paar Jahre älter. Die Großmutter erklärt uns, sie sei zwischen 50 und 60 Jahre alt. Die beiden Kinder wurden im Dreck der Slumhütte geboren, ohne jegliche Hilfe durch einen Arzt oder einer Hebamme.

 

Wir fragen Mukesh, wie er seine Lebenssituation sieht und wie der Alltag und die tägliche Arbeit bei ihnen abläuft. Er erzählt uns, dass seine Familie davon lebt, Plastikmüll zu sammeln und zu verkaufen. Die ganze Familie sammelt an einem Tag etwa zwischen vier und sieben Kilogramm Plastik, das sie dann am Abend verkaufen müssen. Für jedes Kilo bekommen sie 4 Rupies (das entspricht 0,08 Euro), das bedeutet, dass die Familie insgesamt 15 bis 30 Rupies am Tag verdient. Davon kaufen sie das Essen für den ganzen Tag. Während der Monsunzeit ist es noch viel schwieriger, weil der starke Regen und die Wassermassen den Plastikmüll wegschwemmen.

 

In den Zeiten, in denen sie nicht genug Geld für die tägliche Mahlzeit verdienen können, bekommen sie auch keine Unterstützung von Freunden oder Nachbarn, denn keiner hat genug Geld oder Essen im Slum. Deshalb muss jeder zunächst auf sich selber achten und es gibt wenig Solidarität. Außerdem wird der Familie gesagt, dass sie in ihrem gegenwärtigen Leben für die Sünden ihres vorherigen Lebens büßen müssen. Der Glaube der Hindu-Religion an mehrere Leben und Wiedergeburt macht das gegenwärtige Leben zu einer Prüfung, die man bestehen muss, um im nächsten Leben eine bessere Zukunft zu haben, erklärt uns Großmutter Lilaben.

 

„Wenn wir auf der Straße das Plastik einsammeln, werden wir schlimmer als Tiere behandelt“ sagt uns Mukesh in seiner Sprache, in Gujarati. „Niemand beachtet uns und manchmal, wenn wir nachts arbeiten müssen, werden wir für Diebe gehalten. Weil wir Dalits sind, haben wir immer noch keine Rechte. Die Angehörigen der höheren Kasten können mit uns machen, was sie wollen. Manchmal sind wir froh, wenn wir unversehrt in den Slum zurückkehren können.“

Mukesh weiß, dass seine Kinder seine einzige Hoffnung auf eine bessere Zukunft sind. Deshalb willigte er ein, seine Tochter Tag für Tag in unseren Kindergarten zu schicken. Dort hat sie die Möglichkeit, ein Zertifikat zu bekommen, das ihr den Besuch einer staatlichen Schule erlaubt und ihr so die Chance gibt, vielleicht eines Tages eine Arbeitsstelle außerhalb des Slums zu finden. Im Kindergarten bekommt sie wenigstens jeden Tag etwas zu essen. Nach dem Kindergarten muss auch sie mithelfen, Plastik zu sammeln um Geld für das Essen zu verdienen. Mukesh weiß auch, dass seine Kinder nicht mehr beim Plastiksammeln helfen können, wenn sie erst einmal die Schule besuchen und das wird für die Familie sehr hart werden. Aber er und seine Frau haben sich bewusst für diesen Weg entschieden, um ihren Kindern den Weg in eine bessere Zukunft zu öffnen.

 

„Wenn ich die Möglichkeit hätte, eine andere Arbeit zu machen oder ein eigenes Geschäft zu führen um meine Familie zu ernähren, würde ich das tun“ versichert Mukesh. Sein Vater starb, als er drei Monate alt war und deshalb konnte er nie zur Schule gehen und kann weder lesen noch schreiben. Aber er hat rechnen gelernt und könnte zur Unterstützung seiner Familie ein eigenes Geschäft aufbauen. Dafür fehlt es jedoch immer am nötigen Startkapital. Wenn man von einem Tag auf den anderen lebt und nie weiß, was der nächste Tag bringt, hat man keine Erwartungen und keine Pläne.

 

Später fanden wir heraus, dass er nur € 200,- brauchen würde, um einen Handwagen zu kaufen, mit dem er z.B. Früchte oder Gewürze verkaufen könnte. Nach zwei oder drei Jahren würde er sogar in der Lage sein, das Geld zurück zu zahlen. Doch € 200,- sind ein unglaublich großer Geldbetrag in Indien. Was in Deutschland ein Hotelzimmer und ein schönes Abendessen bedeutet, könnte für diese Familie ein völliger Neuanfang sein und ihr Leben von Grund auf verändern.

 

Manoj, der nun seit vielen Jahren mit den Menschen in den Slums arbeitet, weiß, dass die Unterstützung einer einzelnen Slumfamilie keinen Sinn macht, weil dies zu Missverständnisse und Konflikten unter den Slumbewohnern führen kann. Für mindestens zehn Familien werden Sponsoren benötigt, um mit diesem neuen Entwicklungsprojekt beginnen zu können. „Die Spender werden genauestens über die Verwendung ihres Geldes informiert werden, indem wir in regelmäßigen Berichten über die Situation und die Erfolge der einzelnen Slumfamilien Rechenschaft ablegen“, erklärt Manoj. „Nirgends sonst kann man so sicher sein, dass das gespendete Geld unmittelbar positive Veränderungen bringt und gewinnbringend angelegt ist. Lasst uns beginnen, dieses Bewusstsein zu stärken und ihnen Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben.